„Die zweite Welle von Corona in Indien ist ein Tsunami, der jeden mitreißt.“
Pater Joson Tharakan, Partner von Mary’s Meals in Indien,
berichtet über die aktuelle Situation in seinem Land.
Pater Joson Tharakan, Partner von Mary’s Meals in Indien,
berichtet über die aktuelle Situation in seinem Land.
Am 19. April rief mich Joe, einer meiner Freunde, an, da ich ihm helfen sollte, ins Krankenhaus zu kommen – er hatte Atembeschwerden und sein Sauerstoffgehalt lag unter 90 Prozent. Freilich wusste er nicht, dass ich selbst am Coronavirus erkrankt und bereits seit fünf Tagen in Selbstisolation war. Leider konnte ich ihm nicht helfen, nicht nur, weil ich körperlich hilflos war, sondern auch, weil keine Krankenhausbetten zur Verfügung standen.
Die zweite Corona-Welle in Indien ist keine Welle, sondern ein Tsunami, der jeden mitreißt. Seit Ende März stieg die Zahl der Covid-Infektionen und Mitte April brach das Gesundheitssystem in Delhi und in vielen Teilen Indiens zusammen. Keiner hatte sich eine derartige Situation vorstellen können. In der ersten Welle gab es zwar eine große Zahl an Infizierten, aber die Todesrate war sehr niedrig und viele sind wieder genesen. Leider ist nun die Sterberate sehr hoch. Ich selbst trauere um den Verlust von drei Priestern aus meinem Orden, von ein paar Verwandten und einigen Freunden. Jeder
spricht zurzeit über Corona in Verbindung mit dem Tod.
In Noida, einer Nachbarstadt Delhis, wo ich wohne, ist die Situation nicht anders.
Es gibt niemanden, der nicht vom Virus betroffen und geplagt ist. Psychisch und emotional ist jeder auf dem Tiefpunkt.
Am schlimmsten ist der Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Menschen sterben aufgrund von Sauerstoffmangel.
Sauerstoff ist hier leider ein Luxusgut. Jeder, der Corona hat, ist auf sich selbst gestellt, wenn er atmen will.
Wo ist die verfassungsmäßige Garantie für ein Recht auf Leben? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Nur die Glücklichen können überleben.
Aus ganz Indien hört man erschütternde Geschichten. Ich hörte zum Beispiel von einem 65-jährigen Mann in Uttar Pradesh, der den Leichnam seiner geliebten Frau auf dem Rahmen seines Fahrrads zum nächsten Krematorium bringen wollte. Aber die Dorfbewohner verweigerten die Einäscherung, da die Frau am Corona-Virus gestorben war. Schließlich griff die Polizei ein und appellierte an die Einheimischen, sodass die Frau viele Stunden nach ihrem Tod doch eingeäschert werden konnte.
Den armen Menschen in Indien wird kaum ein Leben in Würde gewährt. Leider gibt es angesichts der großen Zahl von Menschen, die am Virus sterben,
auch im Tod keine würdevolle Einäscherung oder Beerdigung. Mary‘s Meals ernährt im Bundesstaat Jharkhand die meisten Kinder. Leider wütet auch dort das Virus seit Mitte April. Die Krankenhäuser sind voll, die Sterberate ist sehr hoch. Viele unserer Mary’s-Meals-Kinder haben in dieser tragischen Zeit Angehörige verloren. Auch einer der aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiter von Mary‘s Meals, ein katholischer Priester, ist letzte Woche in Dumka, Jharkhand, verstorben.
Der Grat zwischen Leben und Tod ist sehr schmal. Am Ende des Lebenswegs klopft der Tod an die Tür.
Liebe Freunde von Mary’s Meals!
Für viele Kinder in den ärmsten Ländern der Welt sind die täglichen Schulmahlzeiten von Mary‘s Meals jetzt mehr denn je ein Rettungsanker
zum Überleben. Müssen die Schulen wegen der Pandemie schließen, erhalten die Kinder in Absprache mit den örtlichen Behörden und Dorfgemeinschaften
die Mahlzeiten zu Hause. Mary`s Meals ist für mehr als 1,8 Millionen Kinder mehr als nur Nahrung. Es schenkt ihnen in einer schweren Situation auch Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
DANKE für Ihre Unterstützung!