Lasst uns das Licht der Hoffnung sein
Durch die Unterstützung von Mary`s Meals waren die Barmherzigen Schwestern die erste Organisation, der es gelang, nach dem Krieg Nahrung in Mekele, der Hauptstadt von Tigray, zu verteilen.
Schwester Medhin Tesfay aus Äthiopien gab beim Jugendfestival in Medjugorje ein beeindruckendes Zeugnis davon, wie Güte und tätige Liebe selbst in den dunkelsten Momenten den Lauf der Geschichte zu verändern vermögen.
“Es ist eine besondere Ehre in meinem Leben, an diesem heiligen Ort stehen zu können, einem Ort, an dem ich mich so lange gesehnt habe zu sein, ein Ort, der nicht nur bekannt ist durch die Wunder, sondern auch durch die Mission und Vision von Mary`s Meals. Ich heiße Schwester Medhin und habe vor 32 Jahren mein Leben Gott als Schwester im Orden der Barmherzigen Schwestern geweiht.
Wir sind eine internationale Ordensgemeinschaft, die im 17. Jahrhundert in Frankreich vom heiligen Vinzenz von Paul und der heiligen Schwester Louise von Marillac gegründet wurde. Unsere Mission ist es, Christus in den Menschen, die in Armut leben, zu dienen.
Ich bin heute durch die Einladung von Magnus (MacFarlane-Barrow) hier und möchte mit Ihnen meine Erfahrung von den unglaublichen Werken von Mary`s Meals in Tigray teilen. Es ist ein Wunder für mich, dass ich hier bin, und ich kann Gott und der Gottesmutter dafür nur danken. Ich fühle mich so gesegnet, dass ich bei euch sein kann. Danke Gott und danke der heiligsten Muttergottes.”
Ich komme aus Tigray in Äthiopien, das vielen Menschen durch den Krieg bekannt geworden ist, der im November 2020 begann und in den zwei Jahren, die er dauerte, katastrophales Leid über unser Land brachte. Es war nicht nur ein Krieg mit Waffen, sondern eine zweijährige Blockade brachte uns unvorstellbare Schwierigkeiten wie Hunger, Krankheiten und einen unerbittlichen Kampf um das Nötigste zum Überleben. Dieser zerstörerische Krieg hat viele Probleme geschaffen. Erlaubt mir, einige davon zu erwähnen: 600.000 Menschen haben ihr Leben verloren – mögen sie alle in Frieden ruhen. Mehr als 120.000 Überlebende sind Opfer von sexueller Gewalt geworden. 70 Prozent unserer Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört, sodass 2,5 Millionen Menschen ohne ausreichende Gesundheitsversorgung auskommen müssen. 4,5 Millionen Menschen in Tigray benötigen Nahrungsmittelhilfe, eine Million von ihnen leidet akut unter Hunger. 2,3 Millionen Menschen wurden vertrieben. Viele leben in provisorischen Unterkünften und kämpfen um Nahrung, Wasser und etwas Sicherheit.
Hinter dieser Statistik verbergen sich jedoch herzzerreißende menschliche Geschichten, welche die wahre Krise offenbaren. Ich bin eine von jenen, die während der Massentötungen große Verluste erlebt haben. Zu Weihnachten 2020, während die Welt Hoffnung und Frieden feierte, wurden 13 meiner Verwandten, einschließlich meines geliebten Bruders, an einem einzigen Tage umgebracht. Der Schmerz war noch dadurch größer, dass es nicht möglich war, sie richtig zu beerdigen oder um sie zu trauern. Ich konnte mir nur die Tränen abwischen, weil das Überleben der anderen wichtiger war als meine eigene Trauer.
Mitten in der Verzweiflung bot mir der Glaube eine Hoffnung in dieser Dunkelheit. Mary’s Meals und andere Partner sind plötzlich wie Leuchttürme der Hoffnung geworden. Ihre Hilfe kam in dem Moment, als es schien, dass die Welt uns völlig vergessen hätte, und zeigte uns, dass wir nicht allein sind.
Am meisten betroffen waren Kinder unter fünf Jahren. Sie litten an Mangel-ernährung. Die Schulen, die Orte des Lernens sein sollten, wurden zerstört, und 88 Prozent davon wurden in Ruinen verwandelt. Vor dem Krieg besuchte eine Million Kinder die Schule, heute noch haben nur 42 Prozent von ihnen wieder Zugang zu Bildung. Viele von ihnen laufen bis zu vier Stunden am Tag, um am Unterricht teilnehmen zu können, noch dazu mit leerem Magen. Als Antwort auf diese schlimme Situation reagierten Magnus und die Familie von Mary’s Meals auf der ganzen Welt, um etwas zu verändern. Das Ernährungsprogramm, das in Tigray 2017 mit drei Schulen begonnen hat, versorgt in der Zwischenzeit 115.000 Kinder in 223 Schulen. Das ist wie das Wunder der Brotvermehrung. Und trotz all dieser großen Zahlen ist die Not noch immer sehr groß. Noch immer warten 58 Prozent der Kinder darauf, wie der in die Schule gehen zu können.
Die Auswirkung dieser Bemühungen ist auch für mich ganz konkret, da ich während meiner Grundschulzeit selbst das Schulessen, das von der katholischen Kirche organisiert wurde, erhielt. Ohne die Hilfe hätte ich keine Ausbildung machen können. Dieses Programm hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Mary’s Meals hat nicht nur das Leiden gelindert, sondern auch den Schulbesuch der Kinder ermöglicht Bevor Mary’s Meals mit der Arbeit begann, standen viele Familien vor herzzerreißenden Entscheidungen. Die Kinder mussten arbeiten oder hungrig in die Schule gehen.
Oft waren sie unfähig, sich mit Hunger zu konzentrieren, und haben vollkommen die Schule verlassen. Die Mädchen wurden oft für die Hausarbeit zu Hause behalten, damit die Buben eine Ausbildung erhalten konnten. Und sie wurden zu einer frühen Ehe gezwungen, um die wirtschaftlichen Belastungen der Familie zu verringern. Mary’s Meals hat diese traurige Realität verändert, indem täglich Mahlzeiten in der Schule angeboten werden. So wird nicht nur der Körper der Kinder ernährt, sondern auch ihr Geist und ihre Seele gestärkt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie groß die Freude der Kinder war, als sie nach drei Jahren Krieg wieder in ihre Schulklassen zurückkehren, mit den Freunden zusammen sein und et was lernen konnten. Die Mahlzeiten zu er halten, war etwas Besonderes. Das Lächeln kehrte auf ihre Gesichter zurück, und sie hatten neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Ich denke an den 13-jährigen Ashenafi, der seinen Vater mit sieben Jahren verloren hat. Seine Mutter hat ihn zusammen mit zwei weiteren Brüdern und Schwestern großgezogen. Ashenafi wurde mit einer Behinderung geboren, sodass er nicht geradestehen oder laufen konnte. Wegen Hungers musste er die Schule unterbrechen. Seine Mutter hat gekämpft, die Familie zu ernähren, und musste sogar die 16-jährige Tochter zur Hochzeit freigeben, damit die Familie überleben konnte. Aber dank des Programms von Mary’s Meals konnten Ashenafi und seine Brüder zur Schule zurück kehren, und jetzt gehört der Bub zu den 10 besten Schülern.
Mary’s Meals hat nicht nur das Leiden gelindert, sondern auch den Schulbesuch der Kinder ermöglicht und ihnen ein Licht für die Zukunft gegeben. Der Einsatz von Mary’s Meals für die Familien, denen dadurch geholfen wurde, hat uns alle verändert und berührt. Magnus und Mary’s Meals waren die Stimme jener, die nicht gehört werden, und sie waren immer an unserer Seite. Sie haben uns regelmäßig angerufen, wenn es irgendwie möglich war, um zu überprüfen, wie es uns geht. Sie haben sogar angeboten, persönlich in unser Land zu kommen, um uns zu unterstützen. Das hat für uns alles bedeutet, denn wir haben diese Liebe gespürt, und das gab uns Mut und Sicherheit. Denn ein Freund in der Not ist ein wahrer Freund.
Selbst in dieser dunklen Zeit gab es unerwartete Momente der Freude und Hoffnung. Ich werde nie einen bestimmten Abend vergessen, als wir einmal vor Angst überwältigt waren und uns allein fühlten und in diesem Moment in den Medien hörten, dass Mary’s Meals-Irland uns seine Solidarität ausdrückte. Diese Botschaft war ein Licht in der Dunkelheit, das unsere Stimmung in einem Moment wieder hob, als wir es am meisten brauchten. Weltweiter Rosenkranz für den Frieden im Jahr 2022 war ein weiterer solcher Moment, als Mary’s Meals einen weltweiten virtuellen Rosenkranz um den Frieden in Tigray organisierte, der von Medjugorje aus geleitet wurde. Ich wurde eingeladen, ein Rosenkranzsätzchen in meiner Sprache vorzubeten, während im Hintergrund die Schüsse zu hören waren. Dieses Ereignis, erfüllt von Gebet, Gnade und Einheit, war eine besondere Erinnerung an die weltweite Liebe und Unterstützung, die uns umgibt. Diese Momente des Mitgefühls und der Solidarität haben meine Berufung tief gestärkt und waren für unser leidendes Volk eine große Unterstützung.
Ich möchte euch zum Schluss daran erinnern, an jene Menschen zu denken, die uns inspirieren, so wie Magnus, der während des Krieges in Bosnien seine Arbeit aufgab, um Not leidenden Menschen zu helfen – angeregt durch den Glauben und inspiriert von der Muttergottes. Seine Vision verändert heute das Leben von Millionen von Menschen. Die persönliche Erfahrung des Leidens und die Hingabe sind ein Fundament für Mary’s Meals geworden.
Das bringt uns zu einem wichtigen Punkt: Wenn die Hingabe einer einzigen Person so viel bewirken und Millionen Menschen inspirieren kann, stellt euch einmal vor, was wir alle gemeinsam erreichen könnten! Alles, was wir brauchen, ist tätige Liebe, Güte, beste Entscheidungen, und eine solche Entscheidung beginnt bei uns und jetzt! Bitte vergesst nie: Unsere mächtigsten Gaben sind Liebe und Güte.
Wenn das Ernähren eines Kindes für ein ganzes Jahr nur 22 Euro kostet, meint ihr, liebe Brüder und Schwestern, dass es in unserer Welt des Überflusses nicht möglich wäre, alle Hungernden zu ernähren?
Ich überlasse euch die Antwort. Ich danke allen Unterstützern von Mary’s Meals für eure unerschütterliche Hilfe! Ich bitte euch, besonders die Jugendbotschafter und die freiwilligen Helfer, euch alle, dass ihr euch für diese lebensnotwendige Mission engagiert und euch einsetzt, dass niemand mehr hungert. Gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der jedes Kind Hoffnung hat und in der Gemeinschaft gedeiht. Lasst uns das Licht der Hoffnung sein! Ich bete für das Anliegen, dass es immer weniger Grund zum Klagen gibt, dafür aber immer mehr Gründe, von Christus und seiner Hoffnung erfüllt zu sein. Maria, Königin des Friedens, bitte für uns!
Die Rede auch nachzuhören: TESTIMONY: MARY’S MEALS (youtube.com)
Ebenso nachzulesen neben vieler spannender Beiträge in der Zeitschrift OASE DES FRIEDENS, Nr. 2024/8 Bestellen – Oase des Friedens.
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