Hunger am größten Wüstensee der Welt
Francis ist seit mehr als 30 Jahren Fischer am Turkana-See in Kenia, doch davon kann er seine sieben Kinder nicht mehr ernähren. Denn die Lebensmittelknappheit führte bei vielen Familien am größten Wüstensee der Welt zu einem täglichen Überlebenskampf.
„Früher gab es viel weniger Boote, heute sind es Tausende“, erklärt Francis. „Ich bin ab sechs Uhr morgens mit dem Boot am See und wenn ich Glück habe, kann ich meinen Fang am Markt in Kalokol verkaufen. Aber wenn es windig ist, muss ich bis 14 Uhr warten, bevor ich hinausfahren kann, und an manchen Tagen fange ich überhaupt nichts.”
Die Überfischung führt zu Spannungen innerhalb der Dorfgemeinschaften. Und der Klimawandel hat in Kenia mit verheerenden Dürren und gefährlichen Sturzfluten seine Spuren bereits hinterlassen. Starke Regenfälle waren in den vergangenen Jahren die Ursache, dass Francis seine Hütte dreimal neu errichten musste und sein ganzes Dorf nach wiederholten Überflutungen umgesiedelt wurde.
Auch das örtliche Zentrum für Frühkindliche Entwicklung und Bildung, Natirae Central ECDE, ist von den Überschwemmungen betroffen und steht derzeit unter Wasser. Nur der obere Teil des Gebäudes ist noch zu sehen. Als der See das erste Mal das Dorf überschwemmte, sammelten die Familien etwas Geld und bauten ein festes Gebäude, aber das Wasser kam wieder und überflutete alles.
Die rund 270 Kinder treffen sich jetzt in einer aus Wellblech gebauten Kirche, um Lesen und Schreiben zu lernen. Hier erhalten sie die täglichen Mahlzeiten von Mary’s Meals, die von freiwilligen Helfern zubereitet und ausgeteilt werden. Mary‘s Meals ist für viele von ihnen, deren Eltern kaum über die Runden kommen, zum Rettungsanker geworden.
Francis ist die Schulbildung seiner Kinder ein Hauptanliegen: „Viele Eltern haben ihre Kinder früher zu Hause gelassen, damit sie beim Fischen oder im Haushalt mithelfen. Aber das Essen, das sie von Mary‘s Meals erhalten, motiviert sie, ihre Kinder zur Schule zu schicken.“
Für Eltern wie Francis, dessen Tochter Josephine jetzt jeden Tag zur Schule geht, bedeuten die Mahlzeiten von Mary`s Meals neue Hoffnung. Josephine hat ein strahlendes Lächeln und trägt stolz ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Unterschätze niemals die Kraft von Frauen und Mädchen“.