
Durch den Bürgerkrieg in der Region Tigray in Äthiopien, wo Mary’s Meals seit dem Jahr 2018 täglich über 24.000 Schulmahlzeiten bereitstellt, hat das Leid der Menschen inmitten der COVID-19-Pandemie unvorstellbare Ausmaße angenommen.
Die Situation in Tigray ist wirklich zum Verzweifeln. Unsere Partner vor Ort konnten dank Ihrer Unterstützung unter extrem schwierigen Umständen den heimatlos gewordenen Menschen Nothilfe leisten. Obwohl sie selbst traumatisiert sind, konnten sie Lebensmittelpakete an rund 3.000 Menschen verteilen. Diese Menschen, die mit nichts aus ihren Häusern fliehen mussten, sind in Schulgebäuden untergebracht und müssen unter furchtbaren Bedingungen leben, während die Gewalt in der Region weitergeht. Tausende weitere Kinder und schutzbedürftige Erwachsene benötigen dringend Hilfe.
Unser Partner sagte uns: “Ich fürchte, dass die Zahl der Flüchtlinge noch steigen wird. Ich habe noch nie in meinem Leben so eine Ungerechtigkeit gesehen oder gehört. Diese Grausamkeiten, die unserem Volk angetan werden … so etwas Schlimmes, wie das, was wir sehen und erlebt haben, hat es noch nie gegeben, ehrlich. Die Menschen sind schwer traumatisiert. Wir brauchen in dieser Zeit Ihre Hilfe und Ihr Gebet.
Als wir das Essen verteilt haben, konnte ich erstmalig etwas Freude in ihren Gesichtern sehen. Ich konnte etwas Hoffnung sehen. Die Menschen waren so dankbar. Bitte sagen Sie allen, die auf irgendeine Weise helfen, dass wir sehr dankbar sind.“
Weitere Berichte aus der Region:
„Gemeinsam werden wir den Kindern in Äthiopien unsere Liebe zeigen“
Ein Brief von Magnus MacFarlane-Barrow, Gründer von Mary’s Meals
Das durch Covid-19 verursachte Leid mag sich überwältigend und unerbittlich anfühlen. Wir wissen manchmal nicht, wie wir mit unangenehmen, nie dagewesenen Erfahrungen wie der Trennung von geliebten Menschen, finanzieller Not, Kindern, die nicht in die Schule gehen können, und immer wieder zunichte gemachten Plänen umgehen sollen. Gestern habe ich durch ein Telefongespräch mit jemandem, der all dies viel intensiver erleidet, als ich es mir je hätte vorstellen können, viel gelernt. Dieses Gespräch hat mich demütig gemacht und mir auf neue Weise die Schönheit und Bedeutung von Mary’s Meals gezeigt.
Ich führte das Telefonat mit einer guten Freundin, die in einer uns vertrauten Partnerorganisation in Äthiopien im Einsatz ist und sich seit einigen Jahren dafür einsetzt, dass Kinder in dieser armen Gegend regelmäßig die Mahlzeiten Mariens erhalten. Ihren Namen möchte ich zu ihrer eigenen Sicherheit nicht erwähnen. Obwohl in der Region Tigray die Telefon- und Internetverbindungen, seit der Konflikt im November dort ausgebrochen ist, immer wieder abgeschnitten sind, konnte ich sie nach längerem Bemühen erreichen.
Sie berichtete mir von diesem kaum vorstellbaren Horror, den sie um sich herum erlebt. Die Menschen in Tigray leben in Angst vor einem drohenden Hungertod. Die brutalen Kämpfe, die fernab von den Augen der Welt stattfinden, haben viele dazu gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen. Die Stadt Mekelle wird von Menschen auf der Flucht, die absolut nichts besitzen, förmlich überrollt. Viele von ihnen sind unbegleitete Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Wahrscheinlich sind unter diesen Kindern auch viele, die früher in der Schule Mary´s Meals erhalten haben, denn vor dem Konflikt aßen täglich 24.230 Kinder in der Region die Mahlzeiten Mariens.
Das Leben dieser Kinder hat sich nun zur Gänze verändert. Deshalb mussten wir auch unsere Pläne ändern. Im Moment geht es nur darum, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um diese Kinder zu retten – in einer Stadt, in der jeder ums Überleben kämpft.
„Die Grundbedürfnisse dieser Menschen zu stillen hat oberste Priorität“, riet mir meine Bekannte und Mitarbeiterin, als wir besprachen, wie wir Nothilfe leisten können. „Wir sehen Menschen ohne Nahrung, ohne Unterkunft, ohne medizinische Versorgung, und wenn wir sie nicht mit grundlegenden Dingen versorgen, werden sie sterben. Sie haben praktisch keine Chance zu überleben, falls nicht weitere Hilfe von außen kommt. Es ist für sie wirklich eine Frage von Leben und Tod.”
Dann berichtete sie mir von den vielen mittellosen Menschen, die Hilfe suchen, davon, dass ihre Organisation bereits alles, was sie hatten, verschenkt hat, und davon, dass es keine Armen oder Reichen mehr gibt, da es sehr schwierig ist, Geld von Banken abzuheben, und es in der Stadt kaum noch Lebensmittel gibt: „Wir sitzen alle im selben Boot“. Sie schilderte, wie mit ihr befreundete Ärzte rund um die Uhr ihr Bestes geben, um die unzähligen Patienten zu behandeln, ohne selbst genug zu essen zu haben. Sie erzählte, dass sie, weil keine Hilfslieferungen von außen in die Stadt gebracht wurden, gemeinsam mit Hilfsorganisationen Kleider und Decken in der Stadt gesammelt hat, um jenen zu helfen, die mit überhaupt nichts ankommen.
Ich begriff, wie dringend die Menschen in Tigray Hilfe benötigen, sie dabei aber nicht untätig warten oder in Selbstmitleid verfallen – trotz ihrer grauenhaften Situation. Jene, die auch nur irgendwie können, handeln heldenhaft, um ihre Mitmenschen zu unterstützen. Rund 4,5 Millionen Menschen sind dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht brachte die Befürchtung zum Ausdruck, dass sich Covid-19 unter den Vertriebenen verbreitet, die weder eine Unterkunft noch Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung haben.
Die Pandemie beraubt uns vieler Dinge, aber sie kann uns niemals unsere Nächstenliebe rauben. Und auch wenn wir hier bei uns weiterhin gegen die Verbreitung des Virus ankämpfen, dürfen wir unsere Brüder und Schwestern in Not und deren Ringen ums Überleben nicht vergessen. „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagt unsere Freundin über die Menschen in Tigray, aber sie hätte es genauso gut über die ganze Welt sagen können.
„Du kennst bestimmt das Sprichwort: Ein Freund in der Not ist ein wahrer Freund.“, fuhr sie fort. „Die Leute von Mary‘s Meals waren immer unsere Freunde. In allen Lebenslagen spüren wir, wie Mary’s Meals zu unserer Familie gehört, weil wir uns von der Liebe und Fürsorge dieser Bewegung getragen fühlen – und das ist sehr, sehr wichtig für uns!“
„Deshalb bitte sag den Leuten, dass sie weiterhin für uns beten.“ In diesem Moment hörte ich Schüsse durchs Telefon. Meine Bekannte fuhr fort: „Ich bin allen von Mary‘s Meals so dankbar. Eure Unterstützung und eure Liebe bedeutet uns gerade in diesem Moment sehr viel.“
Die Treue von „Mary’s Meals“, von der unsere Freundin in Äthiopien sprach und die den Menschen Hoffnung gibt, ist Ihre Treue, liebe Unterstützer von Mary`s Meals. Das habe auch ich im letzten Jahr auf erstaunliche Weise sehen können. Selbst inmitten all der neuen Herausforderungen durch die Pandemie haben Sie weiterhin gespendet und geteilt, was Ihnen möglich war, damit Kinder essen können. Durch Sie konnten wir unser Versprechen den 1,6 Millionen Kindern gegenüber halten, selbst wenn viele wegen Covid-19 nicht zur Schule gehen konnten. Und wir konnten durch Hilfe im Jahr 2020 sogar weitere tausende Kinder mit täglichen Mahlzeiten erreichen.
Danke, dass Sie auch in dieser Zeit, in der die Nöte der ärmsten Menschen der Welt aktueller denn je sind, diese nicht vergessen. Gemeinsam werden wir den Kindern und den notleidenden Freunden in Äthiopien unsere Liebe zeigen, damit unsere zuverlässigen Projektpartner unsere Gaben einsetzen können, um denen zu helfen, die vom Hungertod bedroht sind. Auch in deren Namen danke ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Unterstützung, Ihre Freundschaft und Ihre Liebe.
Gottes Segen,
Magnus MacFarlane-Barrow
Führen Sie bei Ihrer Spende im Verwendungszweck Äthiopien an.